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Zürich geht aus

Einmal quer durch die Karte

Wir machen schnell die Tür hinter uns zu an diesem winterlichen Donnerstagabend. Und stehen gleich mitten drin im Geschehen. Hochbetrieb gehört zum Alltag in der Quartierbeiz am Rigiplatz. Wir sehen keinen freien Platz, aber unser reserviertes Tischchen befindet sich in einer der Stuben.

Wo grosse Schiefertafeln Mistkratzerli verheissen, Mezzelune mit Gorgonzola und Radicchio, auch Pasta pazza & fagioli, eine Napoli-Spezialität mit sechs verschiedenen Pastasorten imgleichen Teller. Wir wollen erst mal einen Gang zurückschalten, und tun das bei einem Bierchen (Fr. 4.50) und einem Glas Riesling aus dem Rheingau (Fr. 8.–/dl).

Die «Löwen»-Weinkarte hat einen guten Ruf, das ist bis zu uns durchgedrungen, was eindrücklich bestätigt wird. Mit Winzern wie Baumann, Diederik, Litwan, Meier oder Stäger ist die Deutschschweiz vertreten, mit Besse, Kellenberger oder Zufferey das Wallis, mit Huber, Klausener oder Rudolph das Tessin. Vier Seiten sind den italienischen Roten vorbehalten, deren fünf den französischen mit grossen Rhone-Weinen und breiter Bordeaux-Auswahl, die preislich mit dem reifen Château Cambon la Pelouse beginnt (2009, Fr. 62.–) und bis zu Château Cos d’Estournel reicht (2006, Fr. 198.–). Wir lassen uns eine Flasche Château Giscours aus dem heissen Jahr 2003 öffnen (Fr. 128.–), den raren Pinot Vogelsang Vieilles Vignes vom Bielersee (Gromann) versuchen wir uns für einen nächsten Besuch zu merken.

Die nette Bedienung fragt, ob wir schon bereit zum Bestellen seien. Sind wir. Die Hausspezialität soll es sein: die Tavolata mit verschiedenen Tellergerichten, die es ab zwei Personen gibt (Fr. 58.–). Und ja, bitte mit dem Upgrade beim Hauptgang: Simmentaler Hohrücken (plus Fr. 14.– pro Person). Lauter Köstlichkeiten in ovalen Tellerchen und runden Schälchen werden danach aufgetragen. Cima di rapa auf römische Art, mit Rosinen und Pinienkernen, knuspriger Schweinebauch an rassiger Miso-Sauce, Fenchel-Blutorangen-Salat an Sanddorndressing, Auberginen-Involtini mit Tomaten und Parmesan, auch kalter Braten oder gebratener Zander. Wir essen uns in Häppchen quasi quer durch die Speisekarte. Alles sehr fein, ausserdem gesprächsanregend.

Zum «Löwen» noch dies: die Gartenwirtschaft gehört zu den schönsten der Stadt. Im Sommer kommen Gemüse und Kräuter mindestesn zum Teil aus dem eigenen Garten auf dem Zürichberg, und Rezepte zu ein paar feinen Gerichten der Küche (Tarte tatin!) finden sich auf der Website.